Entdeckungsreise der besonderen Art

Borken, 15. November 2018

Friedhofsbesuch mit Kindern

Ein Garten, ein Park, ein Friedhof - aus Kindersicht gibt es da erst mal keinen großen Unterschied: Alles sind wunderbare Spielplätze, auf denen es allerlei zu entdecken gibt. Wobei der Friedhof mit Abstand der spannendste ist - ganz ohne Gruselfaktor, weiß Andreas Mäsing. Der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK) erkundet regelmäßig mit Kindergartengruppen die Friedhöfe in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen. Dabei ist oft schwer zu sagen, für wen der Besuch am Ende aufschlussreicher war: für die Kinder oder die Erwachsenen.

"Kindergarten- und meist auch noch Grundschulkinder gehen mit dem Thema Sterben und Tod erst mal völlig unbefangen um und erfassen das Wesen des Friedhofs geradezu intuitiv: Sie sehen einen schönen Ort mit vielen Pflanzen und Tieren, an dem es spannende Geschichten zu hören gibt. Über Menschen, die sie kannten, aber vielleicht auch über Menschen, die sie nie erlebt haben, dank der Erzählungen aber dennoch ein bisschen kennenlernen können. Das alles ist für Kinder etwas ganz klar Positives - also Grund genug, öfters hierher zu kommen", fasst es Andreas Mäsing zusammen.

Dem Thema Tod ohne Angst begegnen

Diese Unvoreingenommenheit kann zum Gewinn für alle werden, denn nach einem Besuch auf dem Friedhof bringen die Kinder das Thema Tod zurück an den Küchentisch. Für sie ist der Tod kein Tabu, sondern ganz klar ein Teil des Lebens, so wie die Friedhöfe Orte für die Toten und für die Lebenden sind. Genau das ist es, was der VFFK vermitteln möchte, und weshalb sich Andreas Mäsing über jede Kindergartengruppe freut, mit der er eine Runde über einen Friedhof drehen kann. "Dabei lerne auch ich jedes Mal noch etwas dazu oder nehme etwas zum Nachdenken mit nach Hause."

Meist seien es positive Eindrücke, etwa wenn der interkulturelle Austausch angeregt werde: "Es ist für Kinder aller Kulturen und Glaubensrichtungen unheimlich spannend, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Ritualen zu entdecken. Dieser Austausch entsteht oft ganz von alleine, manchmal besuchen wir aber auch gezielt zum Beispiel ein muslimisches Grabfeld auf einem Friedhof.

Feinfühlig und treffsicher

Interessant sei auch, dass sich die Kinder auf dem Friedhof instinktiv respektvoll verhielten - und zwar ohne, dass man sie ausdrücklich darauf hinweisen müsse. "Kinder müssen auf dem Friedhof auch rennen und spielen dürfen und klar wird auch mal geschubst und gerangelt, wenn wir etwa in einer Nische vor einem Grabmal stehen. Aber die Kinder spüren sofort, dass etwa die Gräber selbst keine Spielplätze sind. Und wenn tatsächlich mal ein Kind aus Versehen mit dem Fuß innerhalb einer Einfassung landet, holen es die anderen Kinder sofort wieder zurück."

Nachdenklich bis betroffen machte die Erwachsenen zunächst die Erklärung eines Jungen, was denn ein Friedhof ursprünglich sei. Ein Schrottplatz, nein, eine Müllhalde für Menschen, lautete seine Antwort. "Das trifft natürlich erst mal bis ins Mark, bringt aber auf den Punkt, was den Unterschied ausmacht: Aus einem "Totensammelplatz" wird erst dank der Friedhofskultur das stimmungsvolle Refugium, als das wir den Friedhof heute kennen und schätzen", meint Andreas Mäsing. Für ihn umso mehr ein Grund, aktiv für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe als grüne Oasen und lebendige Kulturorte einzutreten. Seine jungen Besucherinnen und Besucher hat er definitiv auf seiner Seite.

Abschiednehmen - ein wichtiges Thema, auch für Kinder

Die kranke Oma, der tote Vogel auf dem Bürgersteig, die zufällig mit angehörte Nachrichtensendung: Man kann das Thema Tod nicht vor Kindern verbergen - und sollte es auch gar nicht. Der Tod gehört zum Leben dazu und auch Kinder haben das Recht, zu trauern.

"Lukas und Oma nehmen Abschied" lautet der Titel eines Buchs und gleichnamigen Trickfilms, mit denen der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK) das Thema Sterben und Tod kindgerecht aufbereitet hat. Beides kann von Privatpersonen oder Institutionen zusammen mit den passenden Leitfäden für Eltern beziehungsweise Pädagogen beim VFFK bestellt werden.

Friedhöfe als lebendiges Kulturgut fördern

Der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. möchte Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Gesellschaft verankern. Er engagiert sich für den Erhalt historischer Friedhöfe ebenso wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Zu diesem Zweck steht der Verein in ständigem Kontakt und Austausch mit Kommunen und Verbänden sowie mit Vertreterinnen und Vertretern von Religionen und Religionsgemeinschaften.

Für einen Jahresbeitrag von 60 Euro informiert der VFFK seine Mitglieder regelmäßig über aktuelle Kampagnen, Termine sowie Print- und Onlinepublikationen. Zudem stellt er ihnen Poster, Druckvorlagen und Displaybanner zu aktuellen Kampagnen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung.

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Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.

Der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. möchte Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Gesellschaft verankern. Er setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe ebenso ein wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Zu diesem Zweck steht der Verein in ständigem Kontakt und Austausch mit Kommunen und Verbänden sowie mit Vertretern und Vertreterinnen von Religionen und Religionsgemeinschaften.

Kontakt: Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.
Vorsitzender: Andreas Mäsing,
Robert-Koch-Straße 33, 46325 Borken
info@vffk.de