Friedhöfe sind lebendige Orte der Erinnerung

Borken, 4. Mai 2015

"Historische Friedhöfe" zum Kulturdenkmal des Jahres 2015 gewählt

Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK) begrüßt, dass der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) "Historische Friedhöfe" zum Kulturdenkmal des Jahres 2015 gewählt hat.

Welche Stellung nahm der Verstorbene in der Gesellschaft ein? Welchen Glauben hatte er? Wie starb er? Und warum wurde eben dieser Ort gewählt, um ihn zur letzten Ruhe zu betten? Für Archäologen sind Gräber wertvolle Schlüssel zur Vergangenheit – doch nicht nur für sie: Das Taj Mahal und die Pyramiden von Gizeh sind nur zwei von zahlreichen Grabanlagen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und Millionen von Besuchern anziehen. Zu Friedhöfen wie dem Cimetière du Père-Lachaise in Paris oder dem Historischen Friedhof Weimar pilgern jedes Jahr tausende Menschen, um gemeinsam Berühmtheiten wie dem Doors-Sänger Jim Morrison oder Johann Wolfgang von Goethe zu huldigen. Und wer ist nicht schon einmal aus purer Neugier über einen Friedhof geschlendert, um Inschriften auf Grabsteinen zu lesen, über kunstvolle Bauwerke zu staunen, oder sich am frischen Grün und der friedlichen Atmosphäre zu erfreuen?

"Friedhöfe sind weltweit Bestandteil vieler Kulturen und Zeugnisse gesellschaftlicher Entwicklungen", betont Andreas Mäsing, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. (VFFK). "Deshalb freuen wir uns sehr darüber, dass der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) "Historische Friedhöfe" zum Kulturdenkmal des Jahres 2015 gewählt hat."

Denkmal, diesen Begriff versteht Andreas Mäsing als wortwörtliche Anregung: "Wir müssen dringend laut darüber nachdenken, welche Bedeutung Friedhöfe für unsere Gesellschaft haben. Denn der derzeitige Trend zu günstigeren Urnenbestattungen, Grabfeldern und anonymen Begräbnissen bedroht die Friedhöfe in ihrer Existenz." Jeder einzelne Friedhof, der aufgrund finanzieller Verluste geschlossen werden müsste, wäre ein enormer Verlust - und zwar nicht nur für diejenigen, die dort bislang einen Ort des Trostes und des Gedenkens fanden. So wie jedes einzelne Grab ein individuelles Denkmal ist, so können Friedhöfe

Denkmäler historischer Ereignisse oder längerer kulturhistorischer Entwicklungen sein. "Ein Beispiel für eine solche kulturelle Entwicklung ist die Bedeutungserweiterung, die der Friedhof durch die globale Erwärmung erfahren hat", stellt Andreas Mäsing fest. "Friedhöfe sind durch ihre abwechslungsreiche Bepflanzung von unschätzbarem Wert für das Stadtklima und für die ökologische Vielfalt, das macht sie zu wertvollen Biotopen in einer zunehmend naturfremden Umgebung."

Als Vorsitzender des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. wie auch als privater Friedhofsfan wünscht Andreas Mäsing sich vor allem eines: dass die Wahl zum Kulturdenkmal das Jahres 2015 den Wert der Friedhöfe an sich noch einmal unterstreicht. "Wenn wir Friedhöfe erhalten wollen, müssen wir deutlich machen, dass sie Orte der Lebenden sind. Attraktive Orte, Orte des Trostes, aber auch Orte zum Entspannen und Orte der Kommunikation – und zwar über alle Kulturgrenzen hinweg." Er rechnet fest damit, dass der Friedhof in absehbarer Zeit eine Renaissance erfahren wird. "Jungen Menschen sind Familie und Freundschaft wieder zunehmend wichtig; sie möchten für diejenigen sorgen, die sie lieben - zu Lebzeiten und danach."

Historische Friedhöfe: Tagung anlässlich der Ernennung zum Kulturdenkmal des Jahres

Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) hat "Historische Friedhöfe" zum Kulturdenkmal des Jahres 2015 gewählt. Im Rahmen der Aktionen und Veranstaltungen rund um das Kulturdenkmal des Jahres wird am 12. und 13. Juni 2015 im Kasseler Museum für Sepulkralkultur eine Tagung zum Thema Historische Friedhöfe in Deutschland stattfinden. Hierbei wird zum einen auf die Kulturgeschichte dieser Anlagen geblickt. Zum anderen gilt es Wege aufzuzeigen, wie Friedhöfe erhalten werden können und welche Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements es gibt. (Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland setzt sich für die Kulturlandschaften und die in ihnen lebenden Menschen ein. Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal/Museum für Sepulkralkultur (AFD) und der Gesellschaft für Kultur- und Denkmalpflege – Hessischer Heimatbund.) Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.bhu.de.

zurück

Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.

Der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. möchte Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Gesellschaft verankern. Er setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe ebenso ein wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Zu diesem Zweck steht der Verein in ständigem Kontakt und Austausch mit Kommunen und Verbänden sowie mit Vertretern und Vertreterinnen von Religionen und Religionsgemeinschaften.

Kontakt: Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.
Vorsitzender: Andreas Mäsing,
Robert-Koch-Straße 33, 46325 Borken
info@vffk.de