Ehrenamt "Grufti" - ein Segen für historische Gräber

Borken, 18. Oktober 2017

Ehrenamtliche Paten für Grabstätten tragen maßgeblich zur hohen Attraktivität vieler Friedhöfen bei

Friedhöfe lassen sich am besten zu Fuß erkunden, um die ganz individuelle Atmosphäre zu erleben. Besonders alte Friedhöfe sind für viele Menschen ein Ort, um in die Geschichte ihrer Stadt einzutauchen und damit Erlebnisse mit Verstorbenen Revue passieren zu lassen. Auf diesen alten Friedhöfen finden sich zum Teil sehr wertvolle, historische Grabanlagen. Die meisten sind heute auch als Denkmal geschützt.

"Nutzungsrechte an historischen Grabstätten können mitsamt des Grabmals und/oder der Einfassung erworben werden", zeigt Wolfgang Berg auf. Der Bereichsleiter für das Friedhofswesen in Aachen kennt sich mit historischen Gräbern bestens aus. Denn in der Domstadt gibt es beispielsweise auf den Westfriedhöfen, dem Friedhof Heißberg und dem Ostfriedhof solche Grabstätten. Übrigens, der Ostfriedhof wurde bereits 1803 eröffnet und ist damit der älteste Friedhof der Stadt Aachen auf dem noch bestattet wird.

"Auf unseren Friedhöfen befinden sich zahlreiche Grabstätten von hohem kulturgeschichtlichen und künstlerischem Wert", erklärt Wolfgang Berg. "Viele prägen mit kostbaren Skulpturen, eindrucksvollen und feingearbeiteten Grabsteinen die historischen Anlage maßgeblich mit. Diese wollen wir natürlich erhalten". Das aber kann die Stadt, nach Ablauf des Nutzungsrechtes in der Summe gar nicht leisten. Berg freut sich daher über jeden Interessenten, der für eines dieser Gräber eine Patenschaft übernimmt. "Damit erhalten die Paten ein Stück unseres Kulturgutes. Gleichzeitig wird die Familiengeschichte der dort Beigesetzten als Zeitzeugnis weiterleben".
Die Paten können "ihr" Grab auch zu Beisetzungen nutzen. Zur Auswahl stehen in Aachen nicht nur Grabsteine und Grabstellen in unterschiedlichen Größen, sondern sogar imposante Mausoleen.

Wer sich auf den Aachener Friedhöfen umschaut, sieht, dass die historischen Gräber gut in Schuss sind. "Die ehrenamtlichen Gruftis, also unsere Paten, sind zwar vornehmlich für die verkehrssichere Instandhaltung der historischen Grabstätte zuständig, pflegen aber auch die Gräber liebevoll, insbesondere, wenn ihre Angehörigen dort bestattet sind", beobachtet Berg. Wer sich die Arbeit als Grufti nicht zutraut, kann in Aachen auch auf anderem Wege den Erhalt der historischen Gräber unterstützen. Der Aachener Stadtbetrieb hat beispielsweise geeignete Grabanlagen ausgewählt, darauf eine Gemeinschaftsgrabanlage ausgewiesen und für Urnenbestattungen angelegt. "Diese Anlage wird wie ein Reihengrabfeld behandelt", erklärt Berg. Die Namen und Daten der Verstorbenen werden nach Vorgaben des Denkmalschutzes angebracht und auch Grabschmuck kann - allerdings an einer ausgewiesenen Stelle - abgelegt werden.

Für die kulturhistorische Bedeutung der alten Grabanlagen setzt sich seit Jahren auch der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. ein (VFFK). Projekte wie jene in Aachen sind laut VFFK-Vorsitzenden Andreas Mäsing "ein Segen für die einmalige Deutsche Friedhofskultur. Wertvolle Grabarchitektur gilt es zu erhalten und bewahren, damit auch noch die nachfolgenden Generationen die Zeugnisse sehen können, die so viel über eine Stadt und ihre Menschen erzählen."

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Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.

Der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V. möchte Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Gesellschaft verankern. Er setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe ebenso ein wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Zu diesem Zweck steht der Verein in ständigem Kontakt und Austausch mit Kommunen und Verbänden sowie mit Vertretern und Vertreterinnen von Religionen und Religionsgemeinschaften.

Kontakt: Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e. V.
Vorsitzender: Andreas Mäsing,
Robert-Koch-Straße 33, 46325 Borken
info@vffk.de